Jung sein in Deutschland – ein Leben in struktureller Ungewissheit
2023 begann mit einem »Knall« – die Silvesterkrawalle in Berlin befeuerten die Diskussion um mangelhafte Ressourcen der Jugendsozialarbeit. Mit den Wiederholungswahlen in Berlin wurden zugleich die politischen Karten neu gemischt, bisherige Zusagen und Absichten standen wieder unter Vorbehalt – mussten neu verhandelt und erstritten werden. Ein intransparenter Umgang mit dem aus den krisenbedingten Mehrausgaben der Vorjahre abgeleiteten Spardruck brachte permanente Verunsicherung in puncto Finanzierung vieler Angebote für junge Menschen und Familien.
Gegen diesen Trend konnten wir für 2023 den Ausbau der Erziehungs- und Familienberatung (EFB) in Berlin erreichen und Kürzungen bei der Schwangerschaftsberatung (SKB) verhindern.
Unsere Beratungsangebote stellen weiter eine zentrale Säule der psychosozialen Versorgung dar, die Broschüre Evangelische Beratungsangebote für Familien wurde gründlich überarbeitet, sie ist nun barrierefrei analog und digital verfügbar.
Um die rund 3.750 diakonischen (teil-)stationären Plätze zu erhalten und den notwendigen Ausbau zu erreichen, benötigt es Fachkräfte. Wir wirkten an den landeseigenen Dialogen zum Thema mit – konnten so u.a. die Öffnung des sehr erfolgreichen Berlin-Tages für das Feld »Hilfen zur Erziehung« erreichen und sind seither z.B. mit unserem Quereinstiegskurs »QUASTE« präsent. In Berlin konnten wir außerdem für 2024 eine finanzielle Unterstützung freier Träger (»Starthilfe«) für die Schaffung neuer Plätze durchsetzen. Die Überarbeitung zentraler Rahmenleistungsbeschreibungen wurde fortgesetzt und soll auch Impulse für die prekäre Fachkräftesituation geben. Eigene Fachveranstaltungen (»Fachkräftegewinnung als Teil der Unternehmenskultur«) ergänzten die diakonischen Aktivitäten zum Thema.
Die Umsetzung des Gesetzes zur Stärkung von Kindern und Jugendlichen (Kinder- und Jugendstärkungsgesetz – KJSG) begleiten wir aufmerksam, zur Novellierung des Brandenburger Kinder- und Jugendgesetzes bezogen wir umfangreich Stellung: jetzt kommt es darauf an, die Beschneidung des Subsidiaritätsprinzips zu verhindern.
Digitale Teilhabe ist für junge Menschen unverzichtbar – unser Engagement in der Aktion Kinder- und Jugendschutz Brandenburg (AKJS e.V.) trägt dem Rechnung, wir setzten uns daher (z.B. im Rahmen der rbb-Abendschau) für ein digitales Existenzminimum ein.
(Link: Broschüre Evangelische Beratungsangebote für Familien und Link: rbb-Abendschau auf YouTube)
Volker Stock
Leiter des Arbeitsbereiches Jugendhilfe und Geschäftsführer des Fachverbandes Evangelische Jugendhilfen (FEJ)